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Schaltungsdetails des 1-Röhren Reflex MW- Radios
 

Dies ist keine Bauanleitung, sondern eine Art Schnappschuss des Entwicklungsstandes zum Zeitpunkt des Vortrags zum OV-Abend des DARC- Ortsverbandes Ulm- West P39 am 13.01.05. Trotzdem soll wie bei Bauanleitungen besonders vor der von den hohen Spannungen von 250 Volt ausgehenden Lebensgefahr gewarnt werden. Vor jedem Experimentieren ist die Schaltung von der Anodenspannung zu trennen! Solange das Radio noch keine Geräusche von sich gibt, sollte man wenigstens zappelnde Zeiger von Messgeräten und eine Glimmlampe im Blickfeld haben. Vorsicht auch bei noch aufgeladenen Kondensatoren!

Das Bild zeigt eine realisierte Schaltung, wobei die Doppelröhre wie bei den Blockschaltungen auf der Seite MW-Radio mit einer Röhre getrennt dargestellt wurde. Dort steht auch mehr zum Typ und den Eigenschaften der verwendeten Spezialröhre mit einem Gitteranschluss, einem Kathodenanschluss, aber zwei Anoden. Die indirekte Heizung mit 6,3 V ist im Bild weggelassen.

Zuerst verfolgen wir den Signalverlauf des Oszillatorteils: Der Anodenstrom von A2 durchläuft den HF-Schwingkreis und dann den Oszillatorkreis. Dieser invertiert die Phase und transformiert die große Wechselspannung der Anodenseite zur etwas kleineren, aber mehr belastbaren Gitterwechselspannung.

Die anodenseitige Teilkapazität des Oszillatorkreises liegt größtenteils beim HF-Kreis. Der 1nF- Kondensator dient nämlich gleichzeitig zur Ableitung des HF-Anteils nach Masse. Der gitterseitige Kondensator hat 2,2 nF. Hier stört es also nicht, dass die Stromzuführungsdrossel eine relativ hohe Wicklungskapazität hat. Der Koppelkondensator ist unkritisch, sollte aber nicht zu groß sein, damit nicht noch zusätzliche Kippschwingungen entstehen können.

Der Arbeitspunkt stellt sich selbsttätig ein, weil an R4 ein Spannungsabfall entsteht, wenn der mittlere Strom durch die beiden Schaltdioden nicht gleich ist. Dabei wird vorausgesetzt, dass die Oszillatorspannung so groß ist, dass beide Dioden jeweils für 40% der Periode leitend sind. Der Längswiderstand, hier 56 kOhm, reduziert die Belastung des Oszillatorkreises, der sonst durch die Schaltdioden zeitweise kurzgeschlossen wäre. Auch wäre ohne ihn das Gitter für HF und NF über den Oszillatorzweig praktisch geerdet.

Damit wären wir schon beim Signalverlauf der Empfangsfrequenz: Die linke, angezapfte Spule befindet sich auf einem großen Ferritstab. Einige Meter Antennendraht am hochohmigen Anschluss bringen allerdings einen höheren Pegel als die Ferritantenne. Für eine Hochantenne und Fernempfang ist dieses Gerät ungeeignet.

Die erste HF-Verstärkung erfolgt über die Anode A1. Der hier angeschlossene Drehkondensator bestimmt die Empfangsfrequenz. Der Drehko beim Antennenkreis sollte möglichst gleichlaufend sein. Das 50 kOhm Potentiometer dient dazu, den entdämpften Kreis wieder zu bedämpfen, falls bei starkem Sender Verzerrungen entstehen. Das ließ sich feinfühliger einstellen, als wenn die Rückkopplungsbedingungen oder die Verstärkung über den Arbeitspunkt variiert wurden. Die Polarität der Koppelspule zur oberen Schaltdiode spielt für die Entdämpfung eine untergeordnete Rolle, weil während der Zeit der Entdämpfung die Diode gesperrt ist. Es bringt aber etwas, wenn beim Umschalten der Dioden kein Phasensprung entsteht.

Der an A2 angeschlossene Schwingkreis mit Gleichrichterdiode hat keine Besonderheiten. Ein gerade vorhandener Übertrager Ü2, als Autotrafo geschaltet, brachte eine leidliche Anpassung des mittelohmigen Demodulatorausgangs an das hochohmige Gitter. Ein optimierter Übertrager würde vielleicht noch eine weitere Pegelanhebung bringen. Allerdings muss sein Ausgang durch den 1,2 nF- Kondensator für die Empfangsfrequenz überbrückt werden. Das führt zu einer um so stärkeren Höhenbeschneidung, je hochohmiger der Übertragerausgang ist.

An der Anode A1 findet man das einmal verstärkte Niederfrequenzsignal. Hierfür ist der Arbeitswiderstand eine Parallelschaltung des 100 kOhm Widerstandes und des Übertragers Ü1. Zuerst war hier nur eine Drossel nach Masse, um der Diode einen definierten Arbeitspunkt zu verschaffen. Ein hochohmiger Widerstand hätte einen variablen Spannungsabfall erzeugt, was diesen Schaltungsteil noch schwerer beherrschbar gemacht hätte. Dieser ist für die NF- Gesamtverstärkung eine Schlüsselstelle. Hier wirken viele Einflüsse gegeneinander. Jedenfalls hatte das Beseitigen aller ''Dreckeffekte'' zur Folge, dass nur noch die halbe Verstärkung erreicht wurde.

Kurz noch zur Erzeugung der Spannungen für Gitter und die Schaltdioden. Während der Experimente wurden hier Zenerdioden in der Kathodenleitung verwendet. Das ist aber ein so krasser Stilbruch, dass im Schaltbild Widerstände eingezeichnet wurden. Zenerdioden fanden erst in den 60-er Jahren Verbreitung. 1928 hätte ein Bastler extra Batterien für die Vorspannungen genommen.

Wie auf der Seite MW-Radio mit einer Röhre beschrieben, hatte ich Mühe gehabt, in meinem Bestand eine Röhre zu finden, die nur wenig verstärkt. Dabei bin ich etwas über das Ziel hinausgeschossen. Ich hatte nicht vorhergesehen, dass ich eine Schaltung verwenden würde, die die Verstärkung nochmal halbiert. Durch die Schaltdioden ist jede Stufe ja immer nur weniger als die halbe Zeit aktiv. So wird die nur etwa fünffache HF- Nachverstärkung an der zweiten Anode fast durch die Halbierung der Verstärkungen in beiden Systemen aufgefressen. Das erste verstärkt nur 20- fach statt 40- fach, und das zweite nur 2,5- fach statt 5- fach.

Dadurch, dass der HF- Nachverstärker den Demodulator vom zweiten Schwingkreis entkoppelt, wurde allerdings die 20-fache Verstärkung der ersten Stufe überhaupt erst ermöglicht. Außerdem kann so die HF- Verstärkung durch Entdämpfung weiter angehoben werden.

Weitere Details sind auf der Seite Analyse der Effekte zusammengefasst.

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